Man kann das Transformatorium so beschreiben: als Mitsingprojekt und Friedensritual, das aufklärt, kräftigt, vernetzt – und so die Gesellschaft transformiert.
Klingt spirituell? Soll es auch ein wenig sein! Wenn Euch das noch zu fremd ist, freut Euch zunächst mal auf ein Oratorium, an dem Ihr selbst aktiv teilnehmt. Als Publikum, das immer wieder eingebunden wird in die Musik.
Das Oratorium selbst ist ein von mir komponiertes Musikwerk für Instrumente und Stimmen, solistisch und im Chor. Ihr als Publikum seid wesentlicher Bestandteil der live-Aktion. Das Transformatorium lebt davon, dass die Ausführenden und das Publikum zu einer temporären Gemeinschaft während der Zeit der Aufführung werden. Alle singen, atmen, meditieren gemeinsam und kommen später auch in Kontakt miteinander.
Mit der Teilnahme seid Ihr wie von selbst Teil der Friedensbewegung. Und die ist, so wie wir sie hier verstehen, kein Verein oder gar eine Sekte, der man beitreten kann oder nicht. Die Friedensbewegung ist einfach die Gruppe von völlig unterschiedlichen Menschen, die das gemeinsame Interesse teilen, dass sie und ihre Kinder in einer möglichst friedlichen, sicheren und gesunden (Um-)Welt leben können. Und diese Menschen setzen sich auch dafür ein, dass das Leben nicht doch noch innerhalb der nächsten Jahrzehnte vom Planeten verschwindet. Zum Beispiel, weil sich die Menschen mit atomaren, biologischen oder chemischen Waffen ausrotten. Oder weil sich die Umweltbedingungen so verändern, dass ein Überleben der Menschheit nicht möglich ist. Ich glaube, dass fast alle Menschen dieser Friedensbewegung angehören ... Und gemeinsam geht das alles viel, viel besser.
Das Transformatorium hat das Potential zu „transformieren.“ Daher der Name. Aber: Was soll da eigentlich transformiert werden? Die kurze Antwort klingt manchem vielleicht zu banal. Gleichwohl: Angst wird in Liebe transformiert. So einfach ist das.
Bei näherem Hinsehen erkennen wir, dass es bei dieser Art von Transformation nicht darum geht, jemandem etwas überzustülpen, zum Beispiel eine andere Meinung, eine andere Weltsicht. Im Gegenteil:
Diese Art der Transformation ist vielmehr eine Erinnerung daran, dass der Mensch ein freies Wesen ist, das immer entscheiden kann, Alternativen hat. Zum Beispiel, ob man im Konfliktfall eher auf die Logik der Gewalt/Angst zurückgreift (z. B. sich rächen, vergelten, verleumden, ausgrenzen, …) oder auf die Logik des Friedens und der Liebe (z. B. verstehen, respektieren, wertschätzen, vergeben …). Wir haben immer die Wahl. Die äußeren Umstände mögen sich sehr hart sein und sogar gesellschaftlich legitimiert anfühlen, aber trotzdem bleibt immer die Wahl zwischen diesen zwei Wegen.
Die allermeisten Menschen neigen dazu, Zustände des Friedens und des Glücks mehr anzustreben als Gewalt, Zerstörung und Ausgrenzung. Doch wenn Menschen in Zustände von Stress, Angst und (emotionaler) Verwirrung kommen, dann ist es leider nicht selbstverständlich, dass sie friedlich reagieren.
Als Teilnehmender am Straßenverkehr (in welcher Rolle auch immer) hat jeder mal das Gefühl, dass dort jede Menge „Vollpfosten!" ihr Unwesen treiben. Dabei ist derselbe Mensch in einer anderen Situation vielleicht ein sehr sympathischer. Man muss sich ja nicht gleich verlieben. Aber vielleicht freundlich grüßen, ein wenig Small Talk, Interesse an der Person und das Entgegenbringen von Respekt – reicht doch schon. Gab gar keinen Grund, den anderen abzuwerten. Sorry. War dem Stress geschuldet.
Diese Einsicht, dass es möglich ist, sich so oder so zu entscheiden, das ist die Transformation. Es ist eine Erinnerung, die jeder jeden Tag unzählige Male erfährt. Tritt Dir in der U-Bahn jemand auf den Fuß, kannst Du schimpfen oder lächeln – Deine Wahl. Immer wieder, jeden Tag aufs Neue.
Wie klappt das in unserem privaten Alltag? Welchen Weg schlagen wir ein? Wie sieht es aus mit Mobbing an Schulen, am Arbeitsplatz? Oder gar in der Anonymität des Internet? Wir haben jeden Tag genügend Möglichkeiten zu üben, welchen Weg wir einschlagen.
Im großen Maßstab allerdings habe ich den Eindruck, dass die Menschheit insgesamt einen Weg einschlägt, der mehr und mehr wieder der Logik der Gewalt folgt. Kriege aus Gründen ökonomischer Interessen oder ideologischer Verblendungen, aber auch die Klimakatastrophe, die Plastikvermüllung, die unsagbar ungerechte Verteilung und Besteuerung von Vermögen – das nicht der Weg der Liebe und des Friedens.
Ist das unser unbewusster Zustand von Stress und Angst? Mit Reizwörtern wie „muslimischer Terrorismus“ lässt sich Gewalt im Namen des Friedens problemlos rechtfertigen, die Welt zieht in den Krieg: Afghanistan, Irak, Iran, Libyen, Syrien, Jemen, Venezuela ... die Namen an dieser Pinnwand werden mehr und mehr.
Das Transformatorium gibt allen Beteiligten einen Raum, in dem sie sich angstfrei mit ihrem Herzenswunsch verbinden können.
Stimme und der Atem unterstützen diesen Prozess. Und nur, wer in Freiheit lebt, kann diese Instrumente seines Körpers nutzen, um Friedensbotschaften zu formulieren, um sich friedvoll gegen Gewalt aufzulehnen!
Im Anschluss an das Transformatorium sind wir nicht andere Menschen, aber wir haben den „leisen“ Teil in uns, unseren Herzenswunsch, an diesem Abend gespürt, gehört und gestärkt. Wir haben uns daran erinnert, was wir eigentlich wollen. Und dieses wertvolle Herzenswissen, in Gemeinschaft mit anderen, kann dabei helfen, eine ganze Gesellschaft so zu transformieren, dass „Frieden“ tatsächliche, immer dauerhaftere Realität wird. Im Großen wie im Kleinen, in der Begegnung mit Freunden und eben auch mit zunächst mal Fremden. Singen fängt von innen an. Frieden auch.